Mit Sicherheit ist auch dir bewusst, dass Rauchen der Gesundheit schadet.
Die Erkenntnisse rund um den negativen Einfluss auf unseren Körper sind schon lange bekannt.
Dennoch ist nicht immer klar, was das genau bedeutet. Weißt du zum Beispiel:
- Welche Erkrankungen mit Rauchen direkt im Zusammenhang stehen?
- Was hat Rauchen mit Schmerzen zu tun?
- Gibt es überhaupt einen Zusammenhang zwischen Rauchen und Schmerzen?
Dieser Blogartikel ist da, um genau diese Fragen zu klären.
Abbildung 1: Rauchen
Rauchen stellt einen Risikofaktor für viele verschiedene Erkrankungen dar. Hauptsächlich bekannt sind hierbei die Schädigungen der Lunge.
Abbildung 2: Lungenkrebs, schematisch
Unter anderem in einer Metaanalyse mit insgesamt 218 inkludierten Studien konnte der Zusammenhang des Rauchverhaltens zu chronisch obstruktiver Bronchitis, Lungenemphysemen und chronischer Bronchitis festgestellt werden (Forey et al. 2011).
Dieser Studie nach haben selbst ehemalige Raucher*innen ein erhöhtes Risiko an Lungenerkrankungen zu leiden. Besonders bedeutend ist das erhöhte Risiko für Lungenkrebs (O'Keeffe et al. 2018).
80% der Lungenkrebsfälle sind auf das Rauchen zurückzuführen
Dieses ist bei Raucher*innen, Hochrechnungen des deutschen Krebsforschungszentrums zur Folge, so ausgeprägt, dass 80% der Lungenkrebstodesfälle in Deutschland auf das Rauchen zurückzuführen sind (Deutsches Krebsforschungszentrum und Pabst Science Publishers 2015). Das bedeutet, dass in etwa 300 Menschen pro Tag in Deutschland an den Folgen des Rauchens versterben.
Auch die Evidenz für ein erhöhtes Risiko durch Rauchen an anderen Erkrankungen des Körpers zu leiden, ist groß. Rauchen steht neben den beschriebenen Lungenerkrankungen im Zusammenhang zur Entwicklung chronischer Darmerkrankungen, wie Diverticulitis (Aune et al. 2017).
Selbst eine geringe Menge an gerauchten Zigaretten pro Tag erhöht das Risiko für Schlaganfälle und für die Koronare Herzkrankheit laut einer Metaanalyse aus 196 Studien (Hackshaw et al. 2018).
Das Risiko erhöht sich hier mit der Menge des Tabakkonsums ebenso wie das Risiko an Diabetes Mellitus zu erkranken (Pan et al. 2015). Rauchen steht außerdem nicht nur im Zusammenhang zu einer erhöhten Wahrscheinlichkeit an Alzheimer zu erkranken (Hersi et al. 2017), sondern auch die allgemeine Lebenserwartung wird durch Rauchen negativ beeinflusst (Li und Raftery 2021).
Diese Studien stellen nur einen kleinen Auszug der Evidenz dar und lassen nur einen Schluss zu:
Rauchen beeinflusst die menschliche Gesundheit insgesamt negativ und steht in Zusammenhang zu vielen ernsthaften Erkrankungen.
Aber was hat das jetzt mit Schmerzen zu tun?
Darum geht es im nächsten Abschnitt.
Inzwischen ist auch bekannt, dass Rauchen einen direkten Zusammenhang zu Schmerzen hat und diese verstärken kann (Chapman und Wu 2015) Die Auftretenswahrscheinlichkeit für muskuloskelettale Schmerzen im Erwachsenenalter steigt mit dem Konsum von Zigaretten in der Jugend an (Huguet et al. 2016). Ob das allerdings alleine auf das Rauchen zurückzuführen ist…
Dennoch steigt nicht nur die Prävalenz von Schmerzen mit dem Rauchverhalten an, sondern ebenfalls die Schmerzintensität. In einer Befragung von insgesamt 12.368 Menschen mit chronischen Schmerzen konnte eine signifikant höhere Schmerzintensität bei Raucher*innen verglichen mit Nichtraucher*innen festgestellt werden (Khan et al. 2019). Zusätzlich konnten in dieser Untersuchung direkte Zusammenhänge zwischen Rauchen und Schmerzverhaltensweisen, der Funktionsfähigkeit des Körpers, Erschöpfung, Schlafstörungen, Wut, Depressionen und Angstsymptomen herausgefunden werden.
In anderen Studien konnte bestätigt werden, dass Rauchen die Entwicklung von Ischialgien und unspezifischen unteren Rückenschmerzen fördert (Shi et al. 2010; Shiri und Falah-Hassani 2016; Prasarn et al. 2012). Raucher*innen haben außerdem ein erhöhtes Risiko an akuten, subakuten, chronischen und einschränkenden Rückenschmerzen zu leiden (Shiri et al. 2010).
In einer Untersuchung mit 3.703 Frauen konnte herausgefunden werden, dass die derzeit rauchenden Frauen 1,5 mal häufiger unter langanhaltenden Rückenschmerzen litten, als Frauen die nicht rauchten (Schmelzer et al. 2016).
Aber nicht nur bei unspezifischen Rückenschmerzen ist ein Zusammenhang zu Schmerzen gegeben. Auch das Risiko für die Entwicklung einer Fibromyalgie-Erkrankung steht in direktem Zusammenhang zum Rauchen (Choi et al. 2010). In einer Untersuchung mit insgesamt 1.068 Fibromyalgiepatient*innen konnte festgestellt werden, dass der Verbrauch von Tabak mit einer höheren Schmerzintensität und stärkeren Allgemeinsymptomen in Verbindung steht (Croghan et al. 2021).
Durch eine systematische Übersichtsarbeit mit insgesamt 16.172 Probanden konnte eine Korrelation zwischen Rauchen und Schulterschmerzen herausgefunden werden. Dabei wiesen Raucher*innen nicht nur negativere Schmerz- und Funktionswerte bei den verwendeten Skalen, sondern auch stärker ausgeprägte degenerative Veränderungen der Rotatorenmanschette als Nichtraucher*innen auf (Bishop et al. 2015).
Auch für Kopfschmerzen bei Jugendlichen konnte Rauchen als ein Risikofaktor bestätigt werden (Straube et al. 2013).
Dieser Zusammenhang konnte ebenfalls bei rheumatischer Arthritis entdeckt werden (Sugiyama et al. 2010).
Die oben dargestellten Daten zeigen zusammenfassend auf, dass Rauchen einen direkten negativen Effekt auf Erkrankungen und Schmerzen hat. Besonders eindeutig ist die schmerzverstärkende Wirkung bei Rückenschmerzen. Allerdings führt Rauchen nicht nur zu mehr Schmerzen an der Wirbelsäule, sondern erhöht das Risiko und die Intensität für Schmerzen in vielen weiteren Körperregionen.
Die nächste Abbildung zeigt das durch Rauchen erhöhte Risiko für die verschiedenen Erkrankungen in der Übersicht.
Es ist unbestritten, dass Rauchen im Zusammenhang zu Schmerzen steht.
Dabei ist die Sucht nach Zigaretten nicht nur ein direkter Korrelationsfaktor für Schmerzen, sondern steht ebenfalls indirekt durch die Entstehung verschiedenster Erkrankungen im Zusammenhang zu einer erhöhten Auftretenswahrscheinlichkeit von Schmerzen.
Dennoch ist bei diesem Lebensstilfaktor noch nicht endgültig geklärt, ob auch eine Kausalität vorliegt. So könnte Rauchen auch eine Art Bewältigungsverhalten für Schmerzen, Depressionen und Ähnlichem sein und deshalb ein Zusammenhang entstehen.
Abbildung 4: Rauchstopp
Fakt ist dennoch, dass auf den Konsum von Tabakprodukten vor allem in großen Mengen verzichtet werden sollte. Prävention ist hier das bedeutendste Stichwort.
Das Thema Rauchen bei Patient*innen anzusprechen, ist dabei von großer Bedeutung!
Euer Jonas
P.S.:
Du hast Schwierigkeiten, das Thema Rauchen anzusprechen?
Schreib uns gerne an!
Aune, D.; Sen, A.; Leitzmann, M. F.; Tonstad, S.; Norat, T.; Vatten, L. J. (2017): Tobacco smoking and the risk of diverticular disease - a systematic review and meta-analysis of prospective studies. In: Colorectal disease : the official journal of the Association of Coloproctology of Great Britain and Ireland 19 (7), S. 621–633. DOI: 10.1111/codi.13748.
Bishop, Julie Y.; Santiago-Torres, Juan E.; Rimmke, Nathan; Flanigan, David C. (2015): Smoking Predisposes to Rotator Cuff Pathology and Shoulder Dysfunction: A Systematic Review. In: Arthroscopy : the journal of arthroscopic & related surgery : official publication of the Arthroscopy Association of North America and the International Arthroscopy Association 31 (8), S. 1598–1605. DOI: 10.1016/j.arthro.2015.01.026.
Chapman, Shawna L. Carroll; Wu, Li-Tzy (2015): Associations between cigarette smoking and pain among veterans. In: Epidemiologic reviews 37 (1), S. 86–102. DOI: 10.1093/epirev/mxu008.
Choi, Chan-Jin; Knutsen, Raymond; Oda, Keiji; Fraser, Gary E.; Knutsen, Synnove Fonnebo (2010): The association between incident self-reported fibromyalgia and nonpsychiatric factors: 25-years follow-up of the Adventist Health Study. In: The journal of pain 11 (10), S. 994–1003. DOI: 10.1016/j.jpain.2010.01.267.
Croghan, Ivana T.; Hurt, Ryan T.; Ganesh, Ravindra; Bhagra, Ojas; Fischer, Karen M.; Vincent, Ann et al. (2021): The Association of Current Tobacco Status With Pain and Symptom Severity in Fibromyalgia Patients. In: Mayo Clinic proceedings. Innovations, quality & outcomes 5 (3), S. 614–624. DOI: 10.1016/j.mayocpiqo.2021.03.008.
Deutsches Krebsforschungszentrum; Pabst Science Publishers (2015): Tabakatlas Deutschland 2015. Lengerich, Westf: Pabst Science Publishers.
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Hackshaw, Allan; Morris, Joan K.; Boniface, Sadie; Tang, Jin-Ling; Milenković, Dušan (2018): Low cigarette consumption and risk of coronary heart disease and stroke: meta-analysis of 141 cohort studies in 55 study reports. In: BMJ (Clinical research ed.) 360, j5855. DOI: 10.1136/bmj.j5855.
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O'Keeffe, Linda M.; Taylor, Gemma; Huxley, Rachel R.; Mitchell, Paul; Woodward, Mark; Peters, Sanne A. E. (2018): Smoking as a risk factor for lung cancer in women and men: a systematic review and meta-analysis. In:BMJ open 8 (10), e021611. DOI: 10.1136/bmjopen-2018-021611.
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Shiri, Rahman; Karppinen, Jaro; Leino-Arjas, Päivi; Solovieva, Svetlana; Viikari-Juntura, Eira (2010): The association between smoking and low back pain: a meta-analysis. In: The American journal of medicine 123 (1), 87.e7-35. DOI: 10.1016/j.amjmed.2009.05.028.
Straube, Andreas; Heinen, Florian; Ebinger, Friedrich; Kries, Rüdiger von (2013): Headache in school children: prevalence and risk factors. In: Deutsches Arzteblatt international 110 (48), S. 811–818. DOI: 10.3238/arztebl.2013.0811.
Sugiyama, D.; Nishimura, K.; Tamaki, K.; Tsuji, G.; Nakazawa, T.; Morinobu, A.; Kumagai, S. (2010): Impact of smoking as a risk factor for developing rheumatoid arthritis: a meta-analysis of observational studies. In: Annals of the rheumatic diseases 69 (1), S. 70–81. DOI: 10.1136/ard.2008.096487.
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